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Vielfalt im Sport

    Der LSVD Saar (Lesben- und Schwulenverband Saar) veranstaltete in Kooperation mit dem Landessportverband Saar, der FrauenGenderBibliothek und dem AK Queer & AStA Queer Referat der Uni Saar einen Vortrag zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Sport. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gegenwind“ hielt Referent Dr. Dennis Krämer von der Universität Münster seinen Vortrag mit anschließender Diskussion auf dem SPORTCAMPUS Saar. 


    Als Einstieg in die Thematik definierte Dr. Krämer Geschlechterdiversität als eine soziale, gesellschaftliche Aushandlung und nicht als ein biologistisch und essenzialistisches Phänomen.  Dem gegenüber steht die Geschlechterbinarität, also dem Paradigma, dass nur zwei Geschlechter („männlich“ und „weiblich“) existieren und somit inter- und transgeschlechtliche Menschen ausschließt. Dieses Paradigma beruht auf der empirischen Medizin, welche Grundlage für sportpolitische Richtlinien darstellt. Erst in den letzten 10-20 Jahren ändert sich dieses Paradigma; insbesondere im Amateur:innensport wird geschlechtliche Vielfalt immer mehr zu einem Thema. Im Leistungssport dagegen dreht sich die Diskussion um „Chancengleichheit“ und „Fair Play“ auf Basis von Körpern – das Argument lautet: Inter- und transgeschlechtliche Athlet:innen im Sport untergraben die Chancengleichheit, da es „körperliche“ Unterschiede zu cis-Menschen gäbe. Dadurch spielen bei der Geschlechtertrennung das Thema Hormone die größte Rolle, das heißt inter- und transgeschlechtliche Personen müssen einen Testosteronwert unter 2,5 nmol/Liter nachweisen. Diese Voraussetzung spielt allerdings nur in Frauenkategorien eine Rolle und gilt auch lediglich für cis-Frauen, Transfrauen und Inter*menschen – bei cis-Männern werden keine Hormontests durchgeführt. Ironischerweise sind auch Transmänner weder sportpolitisch ein Thema, noch sind sie medial bekannt.

    In einem anderen Part ging Dr. Krämer auf das Thema Queerness im Sport ein: Eine europaweite Studie zeigt, dass es ein hohes Maß an Diskriminierung im Sport gibt und Queerness im Profisport nicht sichtbar ist – selbst wenn sich Sportler:innen outen (zum Beispiel Thomas Hitzlberger). „Im Profisport gibt es einfach wenig Raum für Bedürfnisse und Identität“, was eine Person aus dem Publikum anmerkte. Allerdings gibt es immer mehr queere Sportvereine; 2018 gab es in Deutschland bereits 70 Vereine. Ebenso ist zu beobachten, dass Frauen*fußball viel progressiver und offener für Queerness ist. Dies hängt damit zusammen, dass weiterhin immer noch sehr heterosoziale Männlichkeitsbilder in der Gesellschaft vorherrschen, welche eng mit Leistungssport zusammenhängen. 

    Abschließend plädierte der Referent dafür, alternative und inklusive Klassifikationsmodelle im Sport anzuwenden, wie zum Beispiel gemischte Teams, und die herrschende Diskussion auf Basis von Körpern hinzu Strukturen im Sport zu lenken.

    Weitere Informationen zur Forschung und Lehre von Dr. Krämer gibt es auf der Webseite der Universität Münster.

    Die Veranstaltung ist eine Kooperation des LSVD Saar, des LSVS, der FrauenGenderBibliothek Saar und des AK Queer / AStA Queer Referat. Sie wurde gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Landeshauptstadt Saarbrücken im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.