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House of Resources Saar 

    Das „House of Resources Saar“ unterstützt, berät, qualifiziert und vernetzt Migrant*innenorganisationen, interkulturelle Vereine und Initiativen – unbürokratisch und passgenau. 

    Es gibt vier Säulen, die die Schwerpunkte der Arbeit des House of Resources beschreiben: Empowerment, Mikroprojektförderung, Verleih von (Technik-)Equipment  und Vernetzung.

    Fragen an Emine Isgören, Leiterin des Projekts:

    Frau Isgören, das „House of Resources“ gibt es deutschlandweit?

    Ja, es gibt 20 Häuser in Deutschland, das Projekt gibt es seit 2016. Die ersten Häuser gab es in Stuttgart und München, das Haus hier in Saarbrücken ist eines der neueren Häuser. Jedes Bundesland hat ein House of Resources. Manche sogar zwei.

    Wie wird das „House of Resources“ gefördert?

    Träger ist in Saarbrücken seit 2023 die AWO, das Projekt wird vom BAMF gefördert, vom Bundesinnenministerium und einer Kofinanzierung der Landeshauptstadt Saarbrücken.

    Im Juni 2023 konnten wir hier in die neuen wunderschönen und zentralen Räume am Schillerplatz einziehen.

    Was sind eure Kernaufgaben?

    Wir betreuen Selbstorganisationen, Vereine, Initiativen und Gruppen, die integrative Arbeit leisten. Wir unterstützen. Wir vernetzen. Verleih von Technik. Wir bieten Räume an, Vereine können hier ihre Mitgliederversammlungen durchführen, Gruppenarbeit anbieten. Es gibt einen „Coworking Space“, die Vereine haben hier ihre eigenen Drucker, eigenen Scanner, abschließbare Schränke, wo auch das Vereinsequipment aufbewahrt werden kann. Teures Equipment kann bei uns auch gegen Kaution ausgeliehen werden. Eine weitere Kernaufgabe ist die Mikroprojekt-Förderung. Wir haben Gelder, die wir vergeben können, Fördergelder bis zu 1000 Euro. Da erarbeiten wir mit kleinen Organisationen einen Finanzierungsplan, stehen beratend und begleitend zur Seite. Unterstützen bei der Antragstellung. Die Bürokratie ist häufig eine Hürde, da unterstützen wir.


    Und inhaltlich? Welche Kriterien gibt es  da,  welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? 

    Inhaltlich bedienen wir viele Themenfelder, von Jugendarbeit bis Seniorenarbeit, von Gesundheit bis Sprachförderung. Wir selber führen keine Sprachförderung durch, aber wir können Räume zur Verfügung stellen oder Referentenkosten übernehmen. Oder Materialkosten. Sprachförderung können wir selber nicht durchführen, aber wir können Räume anbieten. Ein weiteres Feld ist Empowerment. Wir organisieren Fortbildungen und Seminare mit Bezug  zur Vereinsarbeit. Zum Beispiel zum Thema Vereinsrecht. Was gehört in die Satzung? Was bedeutet Gemeinnützigkeit, all diese Dinge, die wichtig sind zur Vereinsgründung, etwa die Themen Datenschutz und Öffentlichkeitsarbeit. Komplexe Themen, die gerade Migrantenorganisationen oft abschrecken, da es ja auch manchmal noch Sprachbarrieren gibt. 

    Ja, und die vierte Säule? 

    Die vierte wichtige Säule ist die Vernetzung. Wir sind Ansprechpartner für Behörden, Institutionen, Verbände und Vereine. Wir fördern auch die Vernetzung der Vereine untereinander, zum Beispiel, wenn wir eine Organisation oder einen Verein haben, der schon eigene Räume hat, dieser den Raum für eine kleinere Organisation zur Verfügung stellt. Aber wir wollen z. B. auch Veranstaltungen mit Unternehmen anbieten, die Bewerber:innen suchen. Die Unternehmen präsentieren sich, die Bewerber:innen stellen sich vor, Erstkontakte werden geknüpft. Hier haben wir schon sehr gute Erfahrungen in einem Projekt mit der Post gemacht. Durch diese gute Erfahrung wollen wir das im nächsten Jahr weiter etablieren und ausbauen. Dass sich die Unternehmen bewusst an Geflüchtete und Migrant:innen wenden und für sich werben. Wir haben viele Ideen. Wir werden diese Räume auch für  Künstler:innen zur Verfügung stellen. Wir denken darüber nach, ein  „Netzwerk Café“ zu etablieren, ein Café der Begegnung und der Vernetzung. Wichtig ist uns die gelebte Vielfalt. Die mexikanischen Pflegekräfte, die ukrainischen Kräfte kommen dazu und tauschen sich aus, dann kommen Künstler:innen dazu, oder die iranische oder chinesische Gruppe. Es geht da ums Zusammenwachsen und die Begegnung.

    Welche Vision hast du oder habt ihr?

    Zusammenhalten, zusammen wachsen.

    Was wünscht ihr euch?

    Es müsste viel mehr Unterstützung geben für solche Projekte, für solche Plattformen. Ich wünsche mir einen Austausch. Sagt mir, was ihr braucht und ich versuche es im Rahmen meiner Möglichkeiten hinzukriegen. Ich sehe meine Arbeit wirklich darin, zu unterstützen. Begegnung auf Augenhöhe, mit Respekt. Bei aller Unterschiedlichkeit und unterschiedlichen Interessen. 

    Inwieweit fördert das Projekt die Demokratiebildung?

    Ganz konkret versuchen wir in Bezug auf das Wahljahr Informationen an Mann und Frau zu bringen, besonders auch an die Menschen, die im Migrationsgeschehen tätig sind. Auch Vereine und Initiativen und Gruppen zu motivieren, politische Verantwortung zu übernehmen, z. B. im Integrationsbeirat, um nur eine Möglichkeit zu nennen. Zur Eigeninitiative und Selbstständigkeit zu ermutigen, ist ja an sich schon auch schon eine Form, sich auch mit dem politischen Geschehen und Zusammenleben auseinanderzusetzen.

    Was motiviert dich persönlich zu dieser Arbeit?

    Ich bin seit ich neun Jahre alt bin in Deutschland, aus der Türkei kommend. Da war ich oft in einer isolierten Situation, in einer „Bubble“. Mir ist klar geworden, wie sehr mir eine solch vielfältige Gemeinschaft gefehlt hat. Und daher krieg ich da jetzt auch ganz viel zurück. Das motiviert mich.