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„Verschwörungsmythen“ kurz erklärt

Du bist doch auch nur ne Marionette der Deutschland GmbH?!

In Folge der Covid-19 Pandemie haben „Verschwörungsmythen“ und deren Anhänger:innen großen Aufschwung bekommen. Aber was sind „Verschwörungsmythen“, wie entstehen sie und warum sind sie so gefährlich?

Auch wenn man oft von „Verschwörungstheorie“ spricht, handelt es sich keineswegs um eine wissenschaftliche Theorie, die durch wissenschaftlich begründete Aussagen belegt wird. Deshalb wird auch vorgeschlagen, Verschwörungserzählung oder Verschwörungsmythos anstelle des älteren und häufiger belegten Wortes „Verschwörungstheorie“ zu verwenden, da es sich um ein unbeweisbares Konstrukt handelt.

Verschwörungserzählungen erscheinen oft sinnlos und komplett an den Haaren herbeigezogen. Trotzdem finden sie bei manchen Menschen Anklang. Das liegt auch daran, dass im Kern jeder „Theorie“ ein reales Ereignis steht, z. B. Corona.

Gefährlich wird es allerdings, wenn durch solche „Theorien“ bestimmte Menschengruppen dämonisiert werden und den Medien sowie der gesamten Gesellschaft unterstellt wird, Lügen zu verbreiten oder Wahrheiten zu vertuschen. Dadurch entsteht die bewusste und gezielte Ausgrenzung von meist bereits marginalisierten Menschengruppen.

Zwei zentrale Elemente, die für das Funktionieren von Verschwörungserzählungen wichtig sind, sind a) die Vorstellung „Gut gegen Böse“ und b) ein latenter Antisemitismus.

„Gut gegen Böse“ heißt auch, man selbst hat DIE Wahrheit gefunden und alle Gegenargumente werden nicht mehr reflektiert, sondern nur noch zum – wenn auch unlogischen – Untermauern der eigenen Position benutzt.  

Oft haben Verschwörungserzählungen auch einen antisemitischen Charakter, der dann zum Ausdruck kommt, wenn es um “Hintermänner” und “Strippenzieher” geht und von einer “zionistischen Finanzelite” gesprochen wird, die die Welt steuert.

Was Corona angeht, so gibt es auch da den Mythos, das Virus sei ein Produkt “der Reichen”, allen voran Bill Gates. Im Zuge der weltweiten Pandemie ist es auch öfter zu Konflikten durch die Maskenpflicht gekommen, da „Verschwörungserzähler:innen“ der Überzeugung sind, die Pandemie sei eine Lüge und sie sollten mit Masken oder Impfstoffen gefügig gemacht werden. Es gab bundesweite Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die auch vermehrt von rechten Gruppen unterwandert oder gar organisiert wurden.

Aus psychologischer Sicht haben diese Mythen und Erzählungen vor allem eine Funktion: Ängste nehmen und die Welt ein Stück weit einfacher machen. Komplexe globale Abläufe und Zusammenhänge sind schwer zu verstehen und produzieren auch ein Gefühl von Ohnmacht. In dem Moment, in dem ich mich dazu entscheide, an etwas zu glauben, werde ich auch wieder handlungsfähig und kann mich wieder orientieren. 

Aufklärung und kritisches Hinterfragen von Informationen sind im Zeitalter des Internets wichtiger denn je. Als Faustregel gilt: Wenn eine Behauptung keine belegbaren Quellen hat, ist sie mit Vorsicht zu genießen. Nur so kann sichergestellt werden, dass das ganze Bild betrachtet wird, statt nur ein kleiner Teil. Informationen nehmen Unsicherheit und sorgen dafür, dass Zusammenhänge besser verstanden werden und die Dinge nicht mehr so bedrohlich erscheinen.

Dazu:

Lesenswert: Amadeu Antonio Stiftung, Wissen, was wirklich gespielt wird – Krise, Corona & Verschwörungserzählungen 

Sehenswert: Auf Klo – Verschwörungstheorien auf YouTube

Hörenswert: Casper – Morgellon auf YouTube