Zum Inhalt springen

Sprache – auch die deutsche Sprache – befindet sich im ständigen Wandel. Manchmal ist sie schnelllebig, manchmal beharrlich. Sie ist Ausdruck einer Gesellschaft und ihrer Geschichte, von Strukturen und Realitäten.

Sprache und Worte haben keine Bedeutung ohne – und wandeln sich je nach Kontext.

Wir sprechen mit Menschen, die uns nahe stehen, anders als mit uns unbekannten Personen, mit unseren Partner:innen anders als mit unseren Arbeitskolleg:innen.

Sprache ist nie neutral und nie harmlos.  

Unsere Alltagssprache, unsere Redewendungen, unsere Wortwahl – all das macht Realität. Worte verfestigen Bilder und so trägt auch Sprache dazu bei, Ungerechtigkeiten zu verschleiern oder auf zu decken, ungerechte Machtverhältnisse aufrecht zu erhalten oder gegen sie anzugehen.

Solange Rassismus immer noch strukturgebendes Element in unserer Gesellschaft ist, bildet dies auch unsere Sprache ab.

Im Kontext der rassistischen Sprache hat sich bereits einiges getan. Ausdrücke und Redewendungen, die vor ein paar Jahren noch gang und gäbe waren, sogar unkommentiert im Duden standen, sind heute verpönt oder gar tabu. Leider ist es damit nicht getan, denn auch wenn viele Ausdrücke offiziell nicht mehr gesagt werden sollen, finden sie dennoch ihren Weg in die Umgangssprache. Darauf hingewiesen reagieren viele Menschen oft mit Unverständnis, schließlich habe man “immer schon” so gesprochen oder es sei etwas ganz Anderes gemeint. Nutzt man wissentlich diskriminierende/rassistische Sprache, so handelt man verletzend gegenüber bestimmten Menschen. Dies ist nicht nur mit Schimpfwörtern so, sondern auch mit gängigen rassistischen Klischees, durch die immer wieder vermeintliche Verhaltensweisen oder vermeintliches Aussehen bestimmten Menschengruppen zugeschrieben und unterstellt wird.

Rassistische Sprache kann vermieden werden, indem man Betroffenen, die sich zum Thema äußern, zuhört, sich weiterbildet und selbst Redewendungen hinterfragt – auch, wenn man sich an sie gewöhnt hat. Wenn man diskriminierende Sprache verwendet und darauf hingewiesen wird, sollte man sich nicht in Endlosdiskussionen darüber verlieren, warum man diese Sprache verwenden möchte. Es ist sinnvoller, sich zu überlegen, was diese Ausdrucksweise bei unserem Gegenüber auslöst und das Bemühen, eine wertschätzende Ansprache und einen respektvollen Umgang an den Tag zu legen, sollte im Vordergrund stehen.

In diesem Kontext kommt auch die Debatte um umgeschriebene Kinderbücher immer wieder auf. Das Umschreiben ist in den meisten Fällen eine gute Lösung. Leider gibt es insbesondere in der Kinderliteratur aber auch Bücher, wie beispielsweise Pippi Langstrumpf , bei denen das Ändern eines Wortes nicht ausreichen würde, da hier im Gesamten kolonialistische Klischees reproduziert werden.

Sprache ist ein Machtinstrument und jede:r Einzelne sollte sich überlegen, ob Dinge lieber so bleiben sollen, “wie sie immer waren”, oder ob es sich nicht lohnt, den (sprachlichen) Wandel und somit auch die Weiterentwicklung zu einer inklusiven Gesellschaft zulassen.

Dazu lesenswert:

Susan Arndt/Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.) – Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk

Kübra Gümüşay – Sprache und Sein